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Brainstorming Mal Anders. Sieben Varianten des Klassikers.

Brainstorming ist ein Klassiker der Ideengenerierung – doch oft wird es in Workshops zu unrecht als „Ideenrunde ohne Struktur“ abgetan. Richtig eingesetzt, ist Brainstorming ein wirksames Werkzeug, um Kreativität zu bündeln und kollektive Intelligenz zu nutzen. Entscheidend ist die Wahl der passenden Methode, abhängig von Zielsetzung, Teilnehmerstruktur und sonstigen Rahmenbedingungen.

Nachfolgenden werden die bekanntesten Brainstorming Methoden vorgestellt, jeweils mit Hinweisen zu Einsatzszenario, den wesentlichen Vor- und Nachteilen, passender Gruppengröße und Mindestzeitaufwand.

1. Klassisches Brainstorming

Ideen werden in einer Gruppe laut ausgesprochen, gesammelt und erst später bewertet.

  • Einsatz: Gut bei heterogenen Teams, wenn viele spontane Ideen erwünscht sind.
  • Vorteile: Schnell, niedrigschwellig, fördert Spontanität.
  • Nachteile: Gefahr von „Lautstärke-Dominanz“ (extrovertierte Personen prägen die Diskussion). Ideenqualität sinkt mit Gruppengröße.
  • Gruppengröße: 4 bis 10 Personen
  • Mindestzeitaufwand: 20 bis 30 Minuten

2. Brainwriting 6-3-5 Methode

Jeder schreibt zunächst Ideen auf, die dann weitergereicht und ergänzt werden (6 Personen, 3 Ideen, 5 Runden).

  • Einsatz: Ideal, wenn stille Teilnehmer eingebunden werden sollen.
  • Vorteile: Alle kommen zu Wort, fördert Vielfalt, reduziert soziale Hemmung.
  • Nachteile: Weniger Dynamik als beim mündlichen Austausch, Gefahr von mechanischem „Abarbeiten“.
  • Gruppengröße: Optimal 6, ggf. 12 Personen
  • Mindestzeitaufwand: 30 bis 40 Minuten inkl. Auswertung

3. Brainwalking

Ideen werden auf große Plakate oder Whiteboards geschrieben, die im Raum verteilt sind. Die Teilnehmer gehen herum und ergänzen.

  • Einsatz: Besonders geeignet in Workshops, um Bewegung und Energie einzubringen.
  • Vorteile: Aktiviert körperlich, visuell ansprechend, macht Spaß.
  • Nachteile: Unübersichtlich bei sehr vielen Teilnehmern, benötigt ausreichend Platz und Material.
  • Gruppengröße: 6 bis 20 Personen
  • Mindestzeitaufwand: 30 bis 45 Minuten abhängig von Zahl der Stationen

4. Elektronisches Brainstorming

Online-Tools (z. B. Miro, MURAL, Mentimeter) ermöglichen gleichzeitiges Sammeln und Clustern von Ideen.

  • Einsatz: Optimal für virtuelle Teams oder hybride Workshops.
  • Vorteile: Anonymität fördert Offenheit, parallele Eingabe spart Zeit, Ergebnisse sofort dokumentiert.
  • Nachteile: Technische Hürden, Kreativität kann durch Bildschirmumgebung begrenzt sein.
  • Gruppengröße: 5 bis 50+ Personen
  • Mindestzeitaufwand: 15 bis 30 Minuten inkl. technischer Check

5. Reverse Brainstorming

Statt „Wie lösen wir das Problem?“ lautet die Frage „Wie können wir das Problem verschlimmern?“ In einem zweiten Schritt werden die negativen Ideen dann ins Positive umgedreht.

  • Einsatz: Wenn Teams festgefahren sind oder Probleme aus neuer Perspektive betrachten sollen.
  • Vorteile: Bricht Denkmuster, macht Blockaden sichtbar, fördert Humor.
  • Nachteile: Benötigt erfahrene Moderation, kann in Destruktion abrutschen.
  • Gruppengröße: 5 bis 12 Personen
  • Mindestzeitaufwand: 30 bis 40 Minuten

6. SCAMPER-Methode

Ideenfindung entlang fester Fragen: Substitute, Combine, Adapt, Modify, Put to another use, Eliminate, Reverse.

  • Einsatz: Hilfreich für Produkt- oder Prozessinnovation.
  • Vorteile: Systematisch, strukturiert, liefert konkrete Ansatzpunkte.
  • Nachteile: Weniger geeignet für sehr offene Fragestellungen. Erfordert methodische Vorkenntnis.
  • Gruppengröße: 3 bis 8 Personen
  • Mindestzeitaufwand: 40 bis 60 Minuten je nach Anzahl der SCAMPER-Schritte

7. Brainpairing

Teilnehmer entwickeln zunächst zu zweit Ideen, bevor sie in der großen Gruppe geteilt werden.

  • Einsatz: Gut bei introvertierten Gruppen oder einzelnen unsicheren Teilnehmern.
  • Vorteile: Reduziert Hemmschwelle, fördert tiefere Gespräche.
  • Nachteile: Kann zeitintensiv sein, Gefahr von Ideen-Duplikaten.
  • Gruppengröße: 4 bis 20 Personen in Paaren
  • Mindestzeitaufwand: 30 bis 50 Minuten

Fazit: Die Methode muss zu den Rahmenbedingungen passen

Viele Ideen in kurzer Zeit? → Klassisches Brainstorming oder Brainwalking.
Alle Stimmen einbeziehen? → Brainwriting, Brainpairing oder digitale Tools.
Neue Perspektiven erzwingen? → Reverse Brainstorming oder SCAMPER.

Brainstorming ist kein Selbstzweck. Der Schlüssel liegt in passender Auswahl der Methode, klarer Fragestellung und guter Moderation. Erst dann entfaltet sich das volle Potenzial kollektiver Kreativität.